Während die schnelle und nachhaltige Integration von Geflüchteten den öffentlichen Diskurs bestimmt, stehen andere Gruppen von Zugewanderten weniger im Fokus. Dies gilt u.a. für Roma, die im Rahmen der EU-Freizügigkeit nach Deutschland und damit auch in den Barnim und nach Eberswalde kommen. In Berlin zu Dumpinglöhnen auf Baustellen oder in Hotels beschäftigt, werden sie in renovierungsbedürftigen Immobilien am Rand der Hauptstadt untergebracht. Zwar sind die Roma, zusammen mit den Sinti, als ethnische Minderheit in Deutschland und in Europa anerkannt, in ihren Herkunftsländern sind sie jedoch nach wie vor großer Diskriminierung ausgesetzt.
Mittlerweile leben einige Romafamilien im Brandenburgischen Viertel oder anderen Stadtteilen von Eberswalde. Die Kinder gehen in Eberswalder Schulen und die Eltern suchen nach Beschäftigung jenseits extremer Ausbeutungsverhältnisse.
Konkreten Angebote waren Hausaufgabenbetreuung, Spiel- und Freizeitaktivitäten und die Beteiligung an einem Jugendtheater. Zunächst wurde der Wert von Bildung an sich vermittelt. Eine große Herausforderung sind die Alltagssorgen der Familien und von jungen Erwachsenen mit dem Job Center oder anderen Ämtern. Nur unbelastete oder weniger belastete Verhältnissen ermöglichen ein unbeschwertes Lernen und Aufwachsen.
Als Ergebnis unseres Engagements konnte ein stabiles Vertrauen innerhalb von Tandems aufgebaut werden, das nun die Voraussetzung für eine dauerhafte Unterstützung ist.
2018 war Mihaela Drăgan von der feministischen Roma-Theatergruppe Giuvlipen mehrmals in Eberswalde. Wir veranstalteten einige Workshops und im Dezember konnte innerhalb der Nacht der Jugend „Wer tötete Szomna Grancsa“ zur Aufführung gebracht werden. Im Stück wird das tragische Schicksal eines Mädchen erzählt, das unbedingt weiterhin zur Schule gehen will. Szomna Granca scheitert, verstrickt in Tradition und Patriachat.
2018 haben wir, finanziert von der Deutschen Postcode Lotterie und im Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen”, Kinder und Jugendliche in rumänischen Romafamilien in Eberswalde unterstützt.
Dieser Texte ist ein Auszug aus einem Beitrag von Kristina Bauerreiß in der Herbstausgabe 2019 der Stiftungswelt.