30 Jahre nach dem rassistischen Mord an einem angolanischen Vertragsarbeiter
Wohl kaum ein Ereignis nach der politischen Wende hat Eberswalde so geprägt wie das rassistische Gewaltverbrechen am angolanischen Vertragsarbeiter Amadeu Antonio, dessen Tod sich am 06. Dezember zum dreißigsten Mal jährt.
Es hat Eberswalde dazu gebracht, sich in einem mühsamen Prozess dem Thema Rassismus zu stellen und Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die Benennung des Bürgerbildungszentrums nach Amadeu Antonio, verbunden mit der dortigen Widmungstafel und einer fortwährenden inhaltlichen Gestaltung, an der auch die Bürgerstiftung beteiligt ist. Hier treffen sich z.B. jeden Donnerstagnachmittag Einwohner*innen mit und ohne Zuwanderungserfahrung, um im Sprachcafé miteinander ins Gespräch zu kommen. Daraus ist viel mehr entstanden, u.a. haben sich viele persönliche Beziehungen entwickelt, ist ein Wir – Gefühl entstanden.
Im Rahmen dieses Treffs haben sich nun auch Menschen gefunden, die für den Beirat für Migration und Integration des LK Barnim kandidieren, um aktiv mitgestalten zu können – gelebte Integration und nur ein kleiner Ausschnitt der Arbeit vor Ort.
Am Todestag von Amadeu Antonio erinnern seit über 25 Jahren Eberswalder*innen, Angehörige, Freunde, ehemaligen Kollegen und Lokalpolitiker*innen an den angolanischen Vertragsarbeiter. Bereits Mitte der 90er Jahre konnte durch die Initiative des damaligen In- und Ausländer*nnenkreises eine Gedenktafel angebracht werden, die nun selbst schon ein Zeitzeugnis darstellt. Und es ist notwendig, das Gedenken um Informationen zu ergänzen, um damit einem breiten Interesse nachzukommen.
Die Eberswalder SPD-Fraktion und die Bürgerstiftung Barnim Uckermark wollen hier gemeinsam agieren, aber auch andere demokratische Parteien einbeziehen. Mit Unterstützung der Bürgerstiftung wird ein entsprechender Antrag an die Stadt auf den Weg gebracht. Vorgeschlagen wird ein Stadtwegweiser (Infopunkt mit mehreren Ästen, wie er auch an anderen Stellen der Stadt zu finden ist), der sowohl per Bild auf den ehemaligen Hüttengasthof, Treffpunkt der Vertragsarbeiter, hinweist, vor allem aber darlegt, was sich hier am 23. November 1990 beim Überfall von Nazis aus Eberswalde und der Region ereignete. Ein weiterer Teil soll das Bild von Amadeu Antonio mit Lebensdaten und weiteren Informationen enthalten, ein dritter Teil auf die alte Tafel verweisen.
An diesem 6.Dezember wird es sicher noch kein Ergebnis geben, aber die Öffentlichkeit wird über die Bemühungen erste Informationen erhalten. Der genaue Text der Tafeln wird gemeinsam mit Schwarzen Stimmen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen, wie dem Afrikanischen Kulturverein Palanca und der Amadeu Antonio Stiftung entstehen, die angeboten hat, mindestens die Hälfte der anfallenden Kosten zu übernehmen. Die Stadt Eberswalde wird gebeten, sich ebenfalls einzubringen. Die Bürgerstiftung übernimmt dabei die Federführung.