Ein langer Atem ist gefragt
Drei bis viermal in der Woche sieht Architekt Manfred Thon nach dem Rechten und auch Katrin Guse schaut wöchentlich einmal, wie sich das ehemalige Ferienlager Schritt für Schritt zur Naturwaldparzelle verändert. Winterzeit bedeutet hier nämlich keineswegs Winterschlaf. Ganz im Gegenteil die Zeit vor der Vegetationsperiode wird tatkräftig genutzt und so informierte Katrin Guse die Anwohner:innen, dass sie in der dunklen Jahreszeit bitte auf den Bauverkehr achten sollten. Doch hier werden anschließend nicht wie vielleicht zu vermuten wäre Häuser gebaut, sondern genau andersherum, hier wird ökologisch abgetragen und renaturiert.
Fotos: Kai Jahns
In den letzten Jahren wurde durch Frau Prof. Barbara Wolff von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ein Baumgutachten und durch den Biologen Ansgar Poloczek zoologische Untersuchungen mit einer Brutvogelkartierung vorgenommen. Über ein Jahr wurde ganz genau geschaut, was hier alles lebt und wächst: Vögel, Reptilien, Tagfalter und Fledermäuse.
Jetzt stehen die nächsten Arbeitsschritte an und die Renaturierung geht in die nächste Phase und so erklärt sich auch der Bauverkehr. Bis Ende Februar entfernt die Firma Wrensch aus Eberswalde Stück für Stück, naturschutzverträglich, also im Winter, die längst verfallenen Gebäudeteile.
Die Verwandlung in einen Waldstandort aber benötigt noch ein paar Jahrzehnte schreibt Ansgar Poloczek in seiner Untersuchung. Es braucht also einen langen Atem.
Wir werden Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden halten. Wenn Sie Fragen haben, schicken Sie uns eine Mail, das engagierte Team um Katrin Guse kommt gern mit Ihnen ins Gespräch.
Wandlitz, 9.2.22
(Wie Alles begann? – Bitte scrollen Sie etwas runter)
Das Modellprojekt hat übrigens bereits drei Preise erhalten:
2017 – Anerkennungspreis zum 22. Barnimer Umweltpreis
2020 – “nachhall ” in der Kategorie: Regionaler Quell-/ Wasser- und Bodenschutz der Fa. Rheinsberger Preussenquelle
2021- Förderpreis Aktive Bürgerschaft von der Stiftung Aktive Bürgerschaft
Weiterführende Links:
Nachhaltig Stiften: Wandlitzer Bürger*innen engagieren sich für die Natur
„Das ist ein Glücksfall für die Natur im Wandlitzer Raum.“ So kommentierte Revierförster Dirk Weier das Engagement von 40 Wandlitzer Bürger*innen unter dem Dach der Bürgerstiftung. Sie sammelten Spenden und Zustiftungen für das „Europa-Garten-Areal“ in Wandlitz, das 2017 zum Verkauf stand.
Die Bürgerstiftung überzeugte im Bieterverfahren mit einem Renaturierungskonzept den Verkäufer und steht heute als Eigentümer des fast zwei Hektar großen Geländes im Grundbuch. Nun entwicklen wir das Areal zu einer Naturwaldzelle. 15 Jahre lang schlummerte das ehemalige Ferienheim im Dornröschenschlaf. Dadurch entstand viel Totholz, zum Teil streng geschützte Pflanzen und Tiere siedelten sich an.
Unser Konzept sieht vor, unterirdische Bauwerke wie Brunnen und Zisterne als Fledermausquartiere zu erhalten. Ansonsten wird das Gelände naturschonend entsieglet und beräumt. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Barnim, Revierförster Dirk Weier und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde begeleiten das Projekt fachlich.
Naturwaldreservate bleiben im wesentlichen ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, ohne eine Entnahme von Holz und sonstige forstliche Nutzungen. In Brandenburg gibt es aktuell 28 Naturwaldreservate mit insgesamt 800 ha. Das sind weniger als 0,1 Prozent der märkischen Wälder.
Die Stifter*innen aus Wandlitz, die den Kauf des Areals ermöglichten, werden in die Entwicklung einbezogen. So ist das Projekt nicht nur gute für unsere Natur, sondern auch ein gelungenes Beispiel für eine aktive Bürgergesellschaft.